Römerzeit: Eine gallo-römische Kultur entwickelt sich
Römische Eroberung und erste Veränderungen
Die römische Eroberung Galliens unter Iulius Caesar bedeutete einen politischen Einschnitt, hatte jedoch zunächst nur geringe Auswirkungen auf die Lebensweise der einheimischen Bevölkerung. Erst ab der Zeitenwende sind im Hochwald römische Kultureinflüsse durch archäologische Funde nachweisbar.
Trier als Zentrum römischer Macht
Bereits im Jahr 16 v. Chr. gründeten die Römer die Stadt „Augusta Treverorum“ – das heutige Trier – die sich zur größten Stadt nördlich der Alpen entwickelte. Ab 293 n. Chr. war Trier sogar Residenzstadt der römischen Kaiser im Westen. Die monumentalen Bauwerke dieser Zeit begründeten Triers Status als UNESCO-Weltkulturerbe.
Romanisierung im ländlichen Raum
Auch im ländlichen Raum wuchs der römische Einfluss. Besonders die Region um Oberlöstern liefert wertvolle Einblicke in die sogenannte „gallo-römische Kultur“ – eine Verschmelzung einheimischer und römischer Elemente. Während auf dem Ringwall bei Otzenhausen die Besiedlung im 1. Jahrhundert endete und sich in neue Siedlungen wie Wareswald bei Tholey verlagerte, hielt sich in Oberlöstern ein Nebeneinander von alten und neuen Traditionen bis ins 4. Jahrhundert.
Einblicke in das Leben der Bevölkerung
Die außergewöhnliche Kombination aus Siedlung, Gräberfeld, Kultbezirk und Ressourcennutzung in Oberlöstern zeichnet ein besonders komplexes Bild vom Leben in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung. Die Fortführung vorrömischer Traditionen zeigt sich trotz des kulturellen Wandels deutlich.
Der Gutshof von Oberlöstern
Im 2. Jahrhundert n. Chr. errichtete die lokale Führungsschicht einen Gutshof in römischer Steinbauweise. Die wohlhabende Eigentümerfamilie lebte im Hauptgebäude, während Nebengebäude für Wirtschaft und abhängige Familien dienten. Verstorbene wurden auf einem nahegelegenen Gräberfeld bestattet, in Grabhügeln mit einheimischem Vorbild. Besonders eindrucksvoll war ein ca. 7,5 m hohes Pfeilergrabmal mit einer lebensgroßen Darstellung des bestatteten Paares.
Archäologische Zeugnisse des kulturellen Wandels
In den Gräbern fanden sich zunehmend römische Beigaben: Münzen, neue Gefäßformen wie Teller sowie hochwertiges Tafelgeschirr aus „terra sigillata“. Auch ein gallo-römischer Umgangstempel in der Nähe setzt ältere Kulttraditionen fort – ein Zeichen für das Fortleben einheimischer Strukturen trotz tiefgreifender Veränderungen.